Historisch-Ontologischer Überblick - PDF

 

Geschichte und Ontologie werden oft für zwei verschiedene, nicht mit einander verbundene Bereiche gehalten. Der eine, die Geschichte, ist von Wechselhaftigkeit und Kontingenz, der andere, die Ontologie, von Ewigkeit und Notwendigkeit gekennzeichnet. Aber schon ein kurzer philosophiehistorischer Rückblick belehrt einen vom Gegenteil. Von den Vorsokratikern über Platons Timaios bis zu den Neuplatonikern war die Beschaffenheit der Welt immer auch von einer Schöpfung und von einem Niedergang gekennzeichnet. (Eine Ausnahme bildet Aristoteles.)

In der Neuzeit gibt es vor allem zwei miteinander verwandte Philosophien, die eine enge Verbindung von Geschichte und Ontologie sehen. Zum einen ist es Hegel, bei dem sich die Welt als Selbstwahrnehmung und Selbstentfaltung des Weltgeistes/der Vernunft entwickelt. Dabei bildet die Welt in allen ihren Aspekten eine Totalität, die letztlich von dieser Selbstentfaltung des Geistes abhängt.

Diese Idee vom Kopf auf die Füße gestellt haben Marx und Engels. Für sie wird die Produktion, der stoffliche Austausch des Menschen mit der Natur zwecks Reproduktion zur treibenden Kraft der Geschichte. Dieser stoffliche Austausch ist dabei wie bei Bacon von der Struktur der Natur abhängig. Die Natur selber wird ebenfalls wieder als geschichtlich aufgefasst. Dies ist vor allem ein Thema für Engels im Anti-Dühring und in der Dialektik der Natur. Marx und Engels aber, wie dies manchmal geschieht, an diesem Punkt auseinander zu dividieren, ist unangemessen. Zum einen hat Marx im Kapital sich auch immer mit den stofflichen Grundlagen der Produktion beschäftigt. Zum anderen hat er selbst Exerpte angefertigt, die sein eigenes Interesse an naturwissenschaftlichen Fragen belegen. So hat er sich auch ausgesprochen positiv über Darwin geäußert, weil dieser mit der Evolutionstheorie eben eine historische Theorie der Natur geliefert hat.

Heute ist dank der Urknalltheorie das gesamte Universum samt Physik, Chemie und Biologie historisch aufgefasst. Auch der theoretische Zugang zur Natur, die Naturwissenschaft, ist mit ihren Paradigmenwechseln selber ein historisches Phänomen.

Im folgenden wird versucht, den Zusammenhang der einzelnen Bereiche tabellarisch darzustellen. Die Grundlage für diesen Versuch bildet die von Engels entworfene Naturdialektik.

In dieser Tabelle werden im Laufe der Zeit Links eingefügt werden, sei es auf erläuternde Texte von mir, sei es auf andere Webseiten.
Die Tabelle ist historisch von links nach rechts zu lesen, wobei die Abstände nicht proportional zu realen Zeitabständen sind. Die Zeitdauer der noch in der Zukunft liegenden Phasen ist noch völlig offen, obwohl ich den Beginn des Übergangs zum Kommunismus eher in Jahrzehnten als in Jahrhunderten sehe. Die ontologische Schichtung ist von unten nach oben zu lesen, wobei unten die fundamentalsten, aber eben auch am wenigsten bewussten Strukturierungen sich befinden.

 

Urkommunismus

Sklavenhaltergesellschaft

Feudalismus

Kapitalismus

Kommunismus

Unreflektierte,totale  Einheit Mensch/Natur

Unmittelbare Herrschaft,  Hierarchie, Patriarchat, Sklaverei

Einerseits unmittelbare Herrschaft - andererseits Vertragsbeziehung = Lehnswesen - Hierarchie, aber gleich vor Gott = Trinität - Vater/Sohn, aber Heiliger Geist

Indirekte Herrschaft, Vertragsbeziehungen, Arbeitskraft als Ware

Unbestimmbare Übergänge

Freie, menschliche und widerspruchsfreie Gesellschaft

Ausgeliefertsein an die Natur, keine Arbeitsteilung,
später langsame Emanzipation von
der Natur, magische Natureinwirkung

 

Realexistierender Sozialismus

1989

Gegenwart

Zeitpunkt offen!

Volle Souveränität im Umgang mit Mensch und Natur  

Gesellschaftliche Gesellschaftlichkeit

Qualitative Rationalität, v.a. Elementenlehre, Geometrie, phytagoreische Zahlenmystik, Ideenlehre, Syllogistik

Dogmatik, Scholastik, Mystik, Alchemie

Quantitative Rationalität, Positivismus, Warenform = Denkform

Dialektischer und historischer Materialismus

Frühe Hochkulturen

Griechenland

Rom

Mittelalter 
 

Neuzeit

Moderne

Postmoderne

Sozialismus

 

Liberalismus - Jeder für sich

Faschismus- Nur alle zusammen. Militär als Politikform

Kommunalismus - Jeder in seiner Nische.  
Auch: Regionalismus, Zivilgesellschaft, Kommunitarismus

Beutezüge, direkte Gebietserweiterung

Kolonien

Imperium

Kolonialismus

Imperialismus

Strukturimperialismus

Internationalismus

 

Einfache Kapitalkonzentration

Staatsmonopolistischer Kapitalismus

Multinationale Konzerne

Transnationale Konzerne

Internationale Planwirtschaft 

Manufaktur, Arbeitsteilung

Fordismus, Taylorismus

Kybernetik, Kommunikation, Lean production, Toyotismus

Erwerb aller intellektuellen, technischen, ästhetischen, emotionalen Fähigkeiten durch alle Individuen und Kollektive

Ethnozentrismus

Religiöse Distanzierung

Ethnozentrismus, Protorassismus

Rassismus

Kulturalismus, Ethnopluralismus

Solidarität

 

 

Kausalität

Hygiene

Ökologie

Geschichte

Herr/Knecht
(Hegel)

Ödipus
(Freud)

Anti-Ödipus
(Deleuze/Guatarri)

Antlitz
(Levinas)

Oral

Anal

Phallisch

Oral

Anal

Uteral-Phallisch 

Bewußt

Unvollständige Beherrschung der Dialektiken -> -> Angstbesetzheit der nichtbeherrschten Teile -> -> Religion

Vollständige Beherrschung aller Dialektiken -> -> Atheismus

Menschlich

 

Chemisch

Biologisch

Biologisch

 

Mechanisch

Chemisch

Biologisch

Chemisch

Mechanisch

Chemisch

Biologisch (Foucault: Biomacht)

Mechanisch





Anmerkungen



Uteral-Phallisch ist ein von mir gebildeter Begriff, der Defizite von Freud beheben soll. Analog zum Phallussymbol gibt es ein Uterussymbol. Dies ist die Handtasche der Frau. Symbole der Macht wie Geld oder Schlüssel werden in der Regel in einem symbolischen Geburtsakt hervorgeholt. - Zurück